Brieftaubenzüchter
Alfred Berger
1978, im Alter von 12 Jahren übernahm ich für 6 Monate die alleinige Versorgung der Tauben meines Vaters, da er beruflich im Ausland beschäftigt war. Dabei handelte es sich um Tümmler, genauer gesagt um Altstämmer, eine zierliche kurzschnäblige Rasse, welche nur mit Ammentauben großgezogen wurde. Durch die täglichen Nestkontrollen schon morgens vor der Schule, direkt danach am Mittag und am Abend gelang es mir viele und für diese „schwierig“ zu züchtende Rasse sogar erstklassig veranlagte Jungtiere aufzuziehen. Die Höchstnote „Vorzüglich“ auf einen weißen Altstämmer anlässlich der Nationalen Ausstellung in Frankfurt erfüllte meinen Vater natürlich mit großer Freude, wobei ich selbst dies noch gar nicht richtig einordnen konnte.
Aber so wurde ich nicht nur durch das Taubenvirus infiziert, sondern hatte auch die Möglichkeit wertvolle Erfahrungen in der Taubenfürsorge und Pflege zu sammeln. Noch im selben Jahr 1978 erhielt ich meine ersten eigenen Rassetauben – Elbinger Weißköpfe, ebenfalls kurzschnäblige Tümmler. Diese zierliche Rasse zeichnet sich durch ihr auffälliges Erscheinungsbild eines würfelförmigen und markanten Kopfes aus und ihr faszinierendes Wesen und ihre Lieblichkeit ließen meine Begeisterung für die Rassetaubenzucht weiterwachsen.
Als Ammentauben dienten hauptsächlich „Elsterpurzler“ und „Birmingham Roller“, also leichte Flugtaubenrassen, die zu den Luftakrobaten gehören. Zusätzlich hatte mein Vater auch wenige Brieftauben als Ammentauben. Die Taubenschläge waren damals auf der bereits im Jahre 1901 gegründeten Zuchtanlage “Erlenbruch“ in Offenbach am Main des „Verein für Vogel- und Geflügelzucht 1888 e.V“ untergebracht.
Dort waren auch aktive Brieftaubenzüchter und so bekam ich erste Kontakte zu Brieftauben. Die bemerkenswerten Orientierungs- und Leistungsfähigkeiten faszinierten mich sehr. Ich begann die Brieftauben meines Vaters von kurzen Entfernungen aufzulassen, um ihre Rückkehr zu bewundern. Das blieb meinem Vater nicht verborgen und eines Tages stellte er mir die wegweisende Frage „Alfred, möchtest Du Brieftauben züchten?“.
1981 war es dann so weit und ich bekam die ersten eigenen Brieftauben.
Der erste Trainingsflug mit etwa 30 Jungtauben des Jahrgang 1981 ist mir noch immer in Erinnerung. Meine Eltern besuchten meinen Großvater im 11km entfernten Froschhausen und nahmen bei der Gelegenheit meine Jungen mit. Wie viele damals nicht nach Hause kamen kann ich nicht mehr sagen, aber dass meine Eltern noch vor der ersten Jungtaube zurück waren, obwohl sie nach dem Auflass noch bei Kaffee und Kuchen längere Zeit beim Opa verweilten ist mir noch gut in Erinnerung. Trotz dieses Verlusts und der großen Enttäuschung habe ich mich aber nicht von den Brieftauben abbringen lassen und so konnte ich bereits im Jahr 1983 mit meinem „rotscheck“ Weibchen 06687-82-638 auf dem dritten Alttierflug von Regensburg über 266km einen ersten Sieg erringen. Neben dem „1.“ errang ich auf diesem Flug auch noch den 3. Konkurs und über 50% Preisausbeute.
Die ersten Jahre waren aber „Lehrjahre“ denn, wenn ich damals die Prozente (25% Preise) schaffte, durfte ich schon zufrieden sein. Die ersten Tauben erhielt ich von Vereinskollegen und von der damals sehr erfolgreichen Schlaggemeinschaft „Winkler und Kuhn“ aus Frankfurt am Main, die seinerzeit zu den Spitzenschlägen im damaligen KV84 zählten. Mein Vater kaufte damals 10 Jungtauben und 4 Jungtiere bekam ich noch gratis dazu. Damals durfte ich auch an einem Wettflug die Ankunft der Winkler-Kuhn Tauben verfolgen. Allein deren Vorbereitung und damit verbundene Akribie, jeder Witwer hatte eine eigene Tränke in der Zelle, waren für mich eindrucksvoll und prägend.
Brieftauben bekam ich auch vom langjähriger Zuchtfreund meines Vaters Horst Röhl aus dem Odenwald. Horst war einer der erfolgreichsten Züchter von kurzschnäbligen Tümmlern wie Altstämmer, Berliner Kurze, Budapester u.a., wenn nicht sogar damals „Der Beste Kurzenzüchter“! Meine Eltern pflegten einen sehr freundschaftlichen Kontakt zu Horst Röhl und seiner Frau und nachdem auch er mit Brieftauben sehr erfolgreich begann, war es logisch und ich bekam neben vielen Ratschlägen auch einige Brieftauben aus seinen Leistungstieren.
Waren zum Beginn meine Brieftauben noch im Erlenbruch untergebracht, wurde bereits kurze Zeit später 1984 auf dem elterlichen Anwesen der „alte“ Taubenschlag über der Doppelgarage mit Gauben vergrößert, ausgebaut und modernisiert. So wurde z.B. aus Spanplatten ein Holzboden eingezogen und auch die Aufteilung neugestaltet sowie Ein- und Ausflüge installiert. Mein Vater reduzierte auch seine Rassetaubenzucht deutlich und begann neben den „kurzschnäbligen“ Altstämmern mit der Zucht der sehr nah verwandten „Märkischen Elstern“, welche durch ihre Mittelschnäbligkeit keine Ammen benötigen. Im Jahr 1986 wurden die Garagen nochmals erweitert, um so für die Tauben mehr Platz zu schaffen und so zogen dann auch die Rassetauben vom Erlenbruch aus ins elterliche Anwesen um. Dies lies die „Fahrerei“ wegfallen und so konnten alle Tauben „zuhause“ betreut und einfacher versorgt werden.
Horst Röhl hat mir für viele Dinge des Taubensports die Augen geöffnet. So waren die Besuche immer sehr lehrreich und von ihm kam im Spätsommer 1987 auch der Hinweis „Alfred, eine Taube die 6x in der Lage ist Preis zu Fliegen, die kann das auch 10- oder 11-mal!“. Ich habe lange darüber nachgedacht, was Horst damit sagen wollte. Noch im selben Jahr überzeugte ich meinen Vater Dachfenster in die Gauben der Reiseschläge einzubauen, um das Klima mit mehr Licht von oben und einer besseren Entlüftung zu verbessern. Nur eine Woche nach dem Einbau sagte ich meinem Vater „Papa die Tauben sehen viel besser aus!“. Hatten meine besten Tauben bis dahin „nur“ 6 Preise bei 14 Wettflügen geflogen, konnte ich im Folgejahr 1988 erstmals zwei Vögel mit 11 Preisen vorweisen, wobei mein dreijähriger Vogel 06687-84-423 bei damals 25% Preisen insgesamt 11 Preise flog, obwohl er zweijährig „nur“ ganze 6 Preise erreichte. Damals konnte ich mich auch erstmals unter den ersten 10 RV-Meistern platzieren. Im Jahr darauf, 1989 flogen meine 5 Besten Tauben mit insgesamt 58 Preise noch besser. Der 1. RV-Meister der RV Offenbach erreichte mit seinen 5 Besten Tauben damals 60 Preise. Mit nur 2 Preisen weniger wurde ich aber „nur“ 8. RV-Meister. Ein Indiz für die sehr hohe Leistungsdichte innerhalb der RV Offenbach am Main.
Als ich 1981 mit Brieftauben beginnen durfte, fragte mein Vater bei den Spitzenzüchtern der eigenen RV an, ob diese für mich, also einem jugendlichen Anfänger Tauben abgeben können. Vielleicht glaubten sie mein Vater schiebt mich, als jugendlichen nur vor und er will selbst mit Brieftauben beginnen, denn keiner der erfolgreicheren Züchter war bereit Tauben abzugeben. So ging mein Vater in die Nachbar-RV Frankfurt und kaufte dort bei der SG Winkler und Kuhn 10 Jungtiere für die Zucht. Mit diesen und einigen geschenkten Tauben durfte ich dann beginnen und züchtete meine ersten Jungtiere.
Die Worte von meinem Vater sind mir noch in den Ohren, als er damals sagte „so jetzt hast Du Tauben und mit diesen kannst Du züchten und selektieren“. So wurde mir von Beginn an auferlegt, aus den vorhandenen Tieren das Beste herauszuholen und über die Selektion den Bestand zu verbessern. Sicher ein steinigerer Weg, als wenn man sofort mit bestem „Material“ die Zucht beginnen kann. Aber ich bin heute darüber sehr dankbar, denn so lernte ich von Beginn an: „Man muss nicht die allerbeste Taubenqualität besitzen, um erfolgreich zu sein, sondern die allerbeste Topform auf den Schlag bekommen und man wird überdurchschnittlich erfolgreich sein!“
„Form schlägt Klasse“ ist eine oft und gerne von mir zitierte Weisheit und natürlich wird man immer erfolgreicher, wenn neben der Topform dann auch noch immer bessere Tauben und Qualität hinzukommen.
Im Jahr 1984 verfolgte ich beim damals so genannten „Altmeister“ Georg Gotta, wir waren im selben Verein 06687 Vorwärts Offenbach, die Ankunft der Tauben vom 600km entfernten Wien und 14 Tage später von Nickelsdorf über 650km. Damals lernte ich dort Sportsfreund Martin aus Dietzenbach kennen, der auch die Ankunft der Tauben verfolgte. Er war ein alter Züchter, der aufgrund eines Handicaps immer nur einen sehr kleinen Bestand hatte. Er lud mich damals ein, ihn zu besuchen und so fuhr ich im Frühjahr 1985 mit dem Fahrrad nach Dietzenbach und erhielt von seinen damalig 6 Paaren 4 Jungtauben. Es soll sich um Tauben der Abstammung Cattrysse über Hoeps aus Duisburg gehandelt haben. Wie auch immer flogen mit dem 06687-85-98 und dem 06687-85-100 zwei Vögel davon sehr gut und „98“ wurde, vor allem über seine Tochter 06687-86-179w zu meinem ersten Stammvogel. Seine Tochter „179“ flog jährig 8 Preise, 6 RV-Preise plus 2 Preise in der 2. Reise mit einem 2. Konkurs und zweijährig 1988 dann nochmal einen 2. Konkurs und gesamt 9 Preise.
„179“ entpuppte sich in den Folgejahren als ein super Zuchtweibchen, welches mir zahlreiche Spitzenflieger und 1. Konkursgewinner züchtete. Ich hatte mit dieser „179“ großes Glück, denn ihre Kinder und Enkel waren Tauben, die auf Flügen mit bis über 11 Stunden Flugzeit in der Lage waren Spitze zu Fliegen. An der Stelle noch eine Anekdote zur Handbeurteilung und Qualifizierung von Brieftauben. Ich schaute damals bei einem RV-Kollegen vorbei und zufällig hatte dieser an diesem Tag Besuch von einem in Deutschland bereits sehr bekannten Qualifizierer. Die Qualifizierung nach Noten, Spitze, Zucht usw. machte mich neugierig und so kam es, dass auch ein paar meiner Zuchttauben qualifiziert wurden. Ich erinnere mich noch genau als „179“ die Qualifizierung „Reisen“ erhielt. Zum Glück habe ich dem keine weitere Bedeutung geschenkt, immerhin hatte sie für meine damaligen Verhältnisse super geflogen, und dieses Vertrauen hat sie mir mit vielen Spitzenfliegern über Generationen gedankt und sehr lange steckte dieses Weibchen im Stammbaum meiner Reisetauben.
Im Jahre 1988 hatte ich nochmal großes Glück mit einem Zuflieger aus dem Schlag von Prof. Kohaus aus Essen, unserem damaligen Präsidenten. Als Dankeschön für die Meldung bekam ich zwei Tauben. Es waren Tauben seiner Janssen Linien, welche aus originalen der Gebrüder aus Arendonk entstammten. Es handelte sich um eine gehämmerte Tochter seiner 06084-81-46 welche 1984 national 8. AS-Weibchen wurde! Sie errang 12/12 Preise und darunter ein 1. Konkurs gegen 2640 Tauben. Die zweite Taube war ein fahler Enkel aus dieser „46“. 1989 setzte ich diese beiden für eine Brut zusammen und züchtete daraus ein Schalie-Weibchen welches sehr schnelle Tauben brachte. Per Brief berichtete ich Professor Kohaus im Herbst 1993 über die großartigen Erfolge seiner Nachzuchten bei mir und bedankte mich dafür bei ihm. In der Folge wurde ich nach Essen eingeladen und dort durfte ich im Jahre 1994 mit der 06084-86-100 eine weitere Tochter der „46“ mitnehmen. Aus dieser „100“ züchtete ich 1996, also im Alter von 10 Jahren dann den 06687-96-510, welcher später den Namen „Professor“ bekam. Dieser Professor errang selbst als Jähriger in Offenbach 12/10 Preise mit u.a. einem 2., 4., 4. & 10. Konkurs und wurde im Jahr 2001 dann in Düsseldorf Vater des 01818-01-408, genannt „Champ“. „Champ 408“ wurde selbst 1. AS Vogel Juli 2004 im Regionalverband 413 mit u.a. einem Regionalsieg gegen über 6.367 Tauben und vertrat in der Sportklasse 2005 auf der Olympiade in Porto die deutschen Farben!
Bei einem Besuch bei Horst Röhl im Odenwald durfte ich einen Sohn des damals schon sehr berühmten „Piet“ von Raimund Hermes aus Hamm bewundern. Aus diesem Sohn „Piet“ setzte Horst die Nachzucht sofort in die Zucht und so bestand ein ganzes Zuchtabteil bei ihm ausschließlich aus Enkeln „Piet“. Diese waren damals an Nachzuchten originaler „De Klak“ Tauben verpaart und ich war von diesen Tauben irgendwie fasziniert und so kaufte ich im Jahr 1990 für 150 D-Mark mit meinem durch Jobs ersten selbst verdienten Geld 6 Sommerjunge aus diesen Paaren und die ersten Nachzuchten aus diesen „Piet“ und „De Klak“ Linien zeigten bei mir schon als Junge in 1991 ihre Klasse und nach einer überragenden Jungtierreise errungen meinen Tauben erstmals die 1. RV-Meisterschaft! Was diese Linien verpaart an die oben genannten Tauben bereits als Jungtiere andeuteten, bestätigte sich dann in den Folgejahren durch immer mehr Spitzenpreise, tolle Serienergebnisse und hohe Prozente auf der Alttierreise. Vorläufiger Höhepunkt war 1997 die Erringung der 2. Kreismeisterschaft im damaligen KV 84 Frankfurt.
Ich habe jetzt nicht alle Tauben, die damals in Offenbach zu meinen ersten Erfolgen beigetragen haben, erwähnt. So z.B. den Vater meiner allerersten 1. Konkurssiegering „82-638“. Deren Vater wurde anlässlich einer Verlosung von Spendentauben zu Gunsten der RV Offenbach verlost und mit nur einem Los zum Preis von 5 D-Mark von mir gewonnen. Gespendet war dieser rote Vogel vom RV-Kollegen Willibald Friedrich und ging auf Tauben von Herbert Wieden aus Solingen zurück.
Die Beispiele zeigen, dass bei meinen ersten erfolgsbringenden Tauben viel Glück dazugehörte. Und noch heute trage ich die Überzeugung, dass man sehr gute Tauben oft geschenkt bekommt oder zumindest auch für einen sehr günstigen Preis erwerben kann. Wichtig ist aber, dass der abgebende Züchter damit auch ein Interesse verbindet, helfen zu wollen und einfach ehrlich ist. Letztendlich gehört immer auch viel Glück dazu, denn auch die „Besten Züchter“ und Tauben züchten immer noch mehr schlechte als gute Tauben! Und warum soll ausgerechnet das eine abgegebene Jungtier aus dem Spitzenpaar des Schlages das AS sein?
Auch in meinem Studium der Biologie an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt, welches ich im Jahr 1994 mit dem Diplom abschloss, nahmen die Brieftauben eine zentrale Rolle ein. So arbeitete ich z.B. als studentische Hilfskraft in der Arbeitsgruppe Physiologie und Ökologie des Verhaltens bei Prof. Wolfgang Witschko, welcher damals die Navigationssysteme der Brieftauben experimentell erforschte. Neben wissenschaftlichen Praktika war ich seinerzeit auch eine Zeitlang für die Versorgung und Betreuung der rund 500 Brieftauben des Fachbereichs zuständig. Besonders spannend empfand ich auch die wissenschaftliche Arbeit von Prof. Roland Prinzinger in der Arbeitsgruppe Vegetative Physiologie/Stoffwechselphysiologie. Schwerpunkt waren dort das wissenschaftliche Studium der Anpassungsmechanismen an extreme Lebensstandorte. So untersuchte ich selbst im Rahmen meiner praktischen Diplomarbeit die „Embryogenese circadianer Rhythmen der Haustaube Columba livia“ mittels Messung des Sauerstoffverbrauchs und der CO2 Produktion. Nach der erfolgreichen Diplomprüfung begann ich in der gleichen Arbeitsgruppe von Prof. Prinzinger eine Promotion und erforschte den Leistungsstoffwechsel unserer Brieftauben in Abhängigkeit zur körperlichen Leistung und ihrer Ernährung“.
Im Herbst 1996 ergriff ich dann aber noch vor Abschluss meiner Promotion die Chance bei den Muskator-Werken in Düsseldorf mein Hobby Brieftauben und meine wissenschaftliche Arbeit zur Leistungsphysiologie von Brieftauben mit dem Beruf zu verbinden. So wurde ich ab Januar 1997 als Linienmanager verantwortlich für die Tauben und Vogelfutter der Marke OVATOR. Über eine Zwischenstation in einer Schlaggemeinschaft mit Jakob Schumacher in Neu-Garzweiler (RV Nierstal) in den Jahren 1998 und 1999 fasste ich den Plan, in der Nähe meiner Arbeitsstätte im Düsseldorfer Hafen einen Taubenschlag zu begründen und warum nicht direkt auf dem Firmengelände, um so die tägliche Versorgung der Tauben einfacher bewerkstelligen zu können. Die Muskator-Werke GmbH waren damals im Besitz von Herrn Michael Moll und dieser hatte ein offenes Ohr und nachdem ich ihm mein Anliegen vorgetragen hatte, führte er mich direkt zu dem Platz an dem später der Reise- und Versuchstaubenschlag auf dem Werksgelände errichtet werden sollte. Zuvor wollte sich Herr Moll aber einen Eindruck eines modernen Taubenschlages machen und so fuhren wir zu einer Schlagbesichtigung zu Friedhelm Cox nach Aldenhoven, einem damals schon sehr renommierten Schlagbauer den ich über Toni van Ravenstein, der wiederum sehr eng mit den Muskator-Werken verbunden war, kennengelernt hatte. Schon auf dem Rückweg signalisierte mir Michael Moll seine Bereitschaft mein Anliegen zu unterstützen, wobei er mir den Auftrag erteilte, ein ordentliches Konzept zu erstellen mit dem Hinweis „es soll etwas richtiges werden“! So motiviert erstellte ich ein umfangreiches Konzept, welche die Investitionen rechtfertigten und die Managementrunde der Muskator-Werke ihre notwendige Zustimmung erteilen konnte. So wurde im Herbst 2000 die Schlaganlage im Düsseldorfer Hafen von Friedhelm Cox unter tatkräftiger Unterstützung von keinem geringerem als Rudi Heinen aus Eschweiler erstellt. Die Schlaganlage bestand aus einem 14 Meter langen Schlag mit 6 Abteilen der nach Südosten ausgerichtet war. Vier Abteile waren mit jeweils 12 Hermes-Kotband-Zellen für die insgesamt 48 Vögel ausgestattet und zwei Abteile waren für die Weibchen vorgesehen. Gereist wurden die Alttauben nach der Methode der totalen Witwerschaft, also beide Partner nahmen an den Wettflügen teil. Der zweite Schlag war 6 Meter breit und in zwei Abteile unterteilt, so dass man die Schiebetürmethode betreiben konnte und im 90° Winkel zum Südwesten ausgerichtet. Insgesamt 21 Zuchtpaare wurden damals hinter dem Jungtierschlag in einem einfachen Schlag mit Flachdach untergebracht.
Die ersten Tauben, welche die Düsseldorfer Schläge bevölkerten, waren meine noch aus der Offenbacher Zeit vorhandenen Zuchttauben und ehemals erfolgreiche Reisetauben sowie einige Neuerwerbungen. So kaufte ich 1999 insgesamt 5 Tauben bei Hardy Krüger, Rommerskirchen. Hardy lernte ich im Sommer 1998 kennen, nachdem ich im Auftrag meiner alten RV eine Spendentaube bei ihm abholte. Seine Reiseleistungen und die Leistungstauben selbst waren damals ja schon sehr beeindruckend und insbesondere die konstanten Reiseleistungen mit Tauben die „volles Haus“ flogen und gleichzeitig mit vielen Spitzenpreise glänzten, bestärkten mich in der Überzeugung bei Hardy die passenden Verstärkungen für meinen Bestand zu finden. Denn Spitze Fliegen konnten meine Offenbacher Tauben damals auch schon auf Flügen bis Limoges über 740km, aber sie hatten lange nicht diese Konstanz wie ich sie bei Hardy vorfand. Da Hardy auch damals schon einen ordentlichen Preis für sein Tauben erzielte vereinbarten wir im Herbst nach der Reise aus seinen dann aktuell erfolgreichsten Reisetauben des Jahres 1999 Jungtauben zu erwerben. Insgesamt 5 Herbstjunge erhielt ich dann von Hardy und das kleine Weibchen 07274-99-259 war damals schon seine Favoritin. Und er hatte recht, denn diese später „Eunice“ genannte Tochter seines Vialli (Sohn Carl Lewis x Naomi) gepaart an eine Vollschwester „Naomi“, wurde Mutter zahlreicher Spitzenflieger sowie auch eines 1. Konkurs Regional gegen über 11.000 Tauben. Mit Hardy entstand damals eine enge freundschaftliche Beziehung, die sogar durch das Video „Das war Spitze“ von Toni van Ravenstein dokumentiert wurde. In dem von Toni produziertem Video welches 2004 entstand, werden Hardy und ich jeweils auf unseren Schlaganlagen portraitiert und in einem gemeinsamen Interview vorgestellt. Bis heute bevölkern die Nachkommen von Hardy Krüger Tauben meine Schläge, insbesondere aus diesem in Linie auf die beiden Supervögel Carl Lewis und Platini von Hardy gezogenem Weibchen.
Durch die entstandene sehr freundschaftliche Beziehung zu Friedhelm Cox und Rudi Heinen erhielt ich damals von Friedhelm aus seinem „Junge Senna“ und aus dem „Junge Favoriet“ jeweils ein Weibchen, also Nachzuchten aus originalen Gaby Vandenabeele Tauben aus Dentergem. Der „Junge Favoriet“ züchtete dann sogar im Jahr 2003 bei mir im Zuchtschlag und brachte die 01818-03-315, genannt „Golden Lady“ welche jährig 12. nationales AS-Weibchen Allround wurde mit 10 Preisen und 941,33 AS-Punkten. Damit war sie dann auch 1. regionales AS-Weibchen Allround im Regionalverband 413. Sie flog u.a. einen 20. Konkurs gegen 12.805 Tauben, über 321km.
Durch meinen Offenbacher RV-Kollegen und Freund Jan Drevenak hatte ich Dieter Wöhr aus Weissach kennengelernt. Jan hatte 1997 aus meinen Tauben Eier bekommen und ein Sohn daraus brachte mit einer original Taube von Dieter Wöhr aus dessen „02088-88-400“ einen Vogel der schon als Jähriger bester Vogel der Fluggemeinschaft wurde. Dadurch inspiriert fragte ich bei Dieter Wöhr an, ob ich Tauben aus der Linie der „400“ bekommen könnte, da ja ganz offensichtlich sie ganz gut mit meinen zusammenpassen. Dieter ist durch seine jahrelangen Erfolge sehr bekannt und damals waren bei ihm Vandenabeele Tauben sehr erfolgreich oder Verbart 46. So bekam ich 2000 von Dieter die ersten Jungtiere, die dann aber in Offenbach bei meinem Vater gereist werden mussten, da die Schläge in Düsseldorf noch nicht erstellt waren. Das Weibchen 06687-00-488, später „Silver Lady“ genannt, war ein absoluter Glücksfall, denn sie brachte zahlreiche Spitzenflieger, 1. Konkurs Sieger, Regionalflugsieger und regionale AS-Tauben und auch nationale As-Taubenplatzierungen gehen auf sie zurück. Als die Schläge dann errichtet waren erhielt ich von Dieter 20 Jungtiere zum Reisen und ein Vogel daraus wurde im Jahr 2002 als Jähriger mit 11/11 Preisen RV-Bester Vogel und er war auch in der damaligen FG die einzige Taube mit voller Preiszahl. Noch heute findet man die Tauben von Dieter Wöhr in den Stammbäumen meiner Leistungstiere.
Die größten Erfolge auf nationaler Ebene
1. Nationaler Verbandsmeister Jungtauben 2021
5. Nationaler Verbandsmeister Jährige 2015
5. Nationaler Verbandsmeister Jungtauben 2011
5. Nationaler Verbandsmeister Allround 2003
8. Nationaler Verbandsmeister Mittelstrecke 2004
10. nationaler Verbandsmeister Alttauben 2015
17. Nationaler Verbandsmeister Jährige 2010